Saubere Energie zum günstigen Preis
Der Umwelt-Campus Birkenfeld hat in Freudenburg Möglichkeiten einer Nahwärmeversorgung vorgestellt. Was ist dabei herausgekommen? Wie groß ist das Interesse?
Je mehr, desto billiger: David Hahn (links) und Pascal Dickmann favorisieren eine zentrale Wärmepumpenstation für möglichst viele Freudenburger Haushalte.
Foto: Herbert Thormeyer
Von Herbert Thormeyer
FREUDENBURG | Fünf Jahre kann es nach Einschätzung von David Hahn und Pascal Dickmann noch dauern, bis in Freudenburg Bagger anrücken, um die Trasse für Fernwärmeleitungen zu verlegen. Die beiden Fachleute für Energieeffizienz und Erneuerbare Energien vom Birkenfelder Umweltcampus haben die Ergebnisse ihrer Untersuchung vorgestellt, wie die Freudenburger bis 2045 klimaneutral mit Energie versorgt werden können.
Nur rund ein Dutzend Bürger kam zu der Informationsveranstaltung, die jedoch früher oder später jeden betrifft. „Heute zahlen die Freudenburger für ihre 700 Häuser 1,26 Millionen Euro an Heizkosten und 945.000 Euro für den Strom“, rechnet David Hahn vor. Das soll mit mehr Photovoltaik (PV), Bioenergie, Wärmepumpen und energieeffizienteren Häusern besser und billiger werden, auch wegen der CO2-Bepreisung, die von der Bundesregierung eingeführt wurde, um den Umstieg auf Erneuerbare zu beschleunigen. Dem gegenüber stehen jedoch zahlreiche Fördermöglichkeiten. Bundesweit müssen bis Mitte 2028 kommunale Wärmepläne aufgestellt sein. Gerade einmal eine Rücklaufquote von neun Prozent gab es bei der Fragebogenaktion. Die Auswertung ergab einen Anteil von 45,3 Prozent unsanierter Gebäude, vor allem was die Wärmedämmung angeht. Die Hälfte der Befragten spricht sich für einen Anschluss an ein Nahwärmenetz aus. In Sachen PV sagt David Hahn: „Da sind noch viele Dächer frei.“ Auch zahlreiche Ölheizungen seien in die Jahre gekommen. Öl macht in Freudenburg Dreiviertel aller Energieträger aus, was 7360 Tonnen Treibhausgase verursacht. Werden alle Möglichkeiten umgesetzt, könnten es 2045 nur noch 210 Tonnen sein. Den Löwenanteil soll dabei die Nahwärme aus einer zentralen Wärmepumpenstation bringen.
Drei Ausbaustufen werden angedacht: Ein Netz von 17 Kilometer Länge mit 635 Anschlüssen, eins mit 9,1 Kilometern mit 370 Anschlüssen und ein kleines Netz von 2,4 Kilometern mit 104 Anschlüssen. Die Kilowattstunde würde zwischen 14 und um die 18 Cent kosten.
„Für die Baumaßnahmen nach der Übergabestation beim Kunden gibt es Bundeszuschüsse. Und je mehr mitmachen, umso billiger wird es“, macht Pascal Dickmann klar. Verblüffend ist sein Vergleich eines solchen Anschlusses von 5000 Euro Kosten mit einer einzeln eingebauten Wärmepumpe, die schon mal 25.000 Euro kosten kann.
Außerdem, so die Argumente für die Fernwärme, gibt es kein Brennstofflager im Keller und es entfallen die Wartungskosten durch den Schornsteinfeger.
Wie geht es weiter? Die beiden Wissenschaftler empfehlen, eine kommunale Umsetzungsgesellschaft zu gründen – eine Idee, mit der sich Ortsbürgermeister Alois Zehren sehr anfreunden kann: „Die Vorschläge werden dem neuen Rat wieder detailliert vorgestellt.“ Ein Datum dafür steht noch nicht fest.
Die nächsten Schritte, die von den Gemeindevertretern beschlossen werden müssten, sind eine Machbarkeitsstudie, die Vorplanung, die Einleitung des Genehmigungsverfahrens und die Ausschreibung. „Das geht nicht alles von heute auf morgen“, sagt auch Alois Zehren, an diesem Abend noch geschäftsführender Ortschef.